Story | 22. April 2022

Projektvorstellung: Von digitalen Baugespannen und virtuellen Gipsmodellen.

Mit leichtem Knarzen bewegen sie sich im Wind und wenn sie schon länger draussen stehen, sind sie ein verlässlicher Indikator für die vorherrschende Windrichtung. Die Rede ist von Baugespannen oder Bauprofilen. Die meist weissen Stangen werden ausgesteckt, bevor ein Baugesuch eingereicht wird, und sollen das Volumen des geplanten Bauvorhabens und seine Auswirkungen auf die Umgebung visualisieren. Das Baugespann übersetzt Baupläne ins Dreidimensionale und vergrössert die Architekturmodelle in den Massstab 1:1. Doch sind die weissen Stangen tatsächlich der Weisheit letzter Schluss? Ein Projektteam von afca und SBB glaubte nicht daran.

Stell dir vor, du könntest die Stadt nicht nur so sehen, wie sie gerade ist, sondern auch so, wie sie noch werden soll. Wo vor deiner Wohnung heute Morgen noch Holzstäbe eine neue Baustelle ankündigten, siehst du auf einmal das fertiggestellte Gebäude, die Bäume, die Strasse – und ob du am Abend auf deinem Balkon noch Sonne hast, wenn die Planung Realität geworden ist. Was nach Science Fiction klingt, ist die Idee der afca. ag, umgesetzt in der Augmented Reality Anwendung «HoloPLANNING». In dieser Story erhältst du einen ersten Einblick in das Projekt. Der ausführliche Bericht ist am Ende der Story verlinkt.

SBB Digitalisierungsexperte Peter Keller erklärt, was HoloPLANNING für ihn spannend macht:  «3D-Modelle sind gut geeignet, um die Inhalte einer Planung zu kommunizieren und für Laien besser verständlich als 2D-Pläne. Verständnis für Planungsvorhaben zu schaffen, ist auch eine wichtige Grundlage für Mitwirkungsverfahren. Das Projekt entspricht damit ganz der Idee ‹Smart City› – wir nutzen Technologien, um neue Möglichkeiten für die Stadtbewohner zu schaffen.»

Philippe Marti, Senior Projektleiter Anlageobjekte Entwicklung bei SBB Immobilien, schlägt in dieselbe Kerbe: «Ich möchte, dass sich Laien vor Ort ein Verständnis für die geplanten Bauvolumen schaffen können – während sie riechen und hören, was heute vor Ort passiert». Er sieht für HoloPLANNING aber auch Anwendungspotenzial im professionellen Bereich: «Ich wünsche mir, dass wir in Planungsprozessen in Zukunft auf Gipsmodelle verzichten können. Die Anwendung also auch für Fachleute nutzbar ist.»

Marko Bublic, Mixed Reality Project Lead bei der afca. ag, vereint diese Ansprüche unter einem Hut: «Die Nutzenden sollen selber auswählen können, welche Perspektive und Informationen (Layer) sie sehen wollen und mit eigener Geschwindigkeit aus Fussgängerperspektive das geplante Bauprojekt entdecken.»

 

Iterative Weiterentwicklung im Smart City Lab Basel.

Die Softwareentwickler der afca ag haben HoloPLANNING in einem Projekt mit dem Amt für Städtebau der Stadt Zürich entwickelt. Die Stadt wollte herausfinden, ob sich die klassischen Gipsmodelle durch eine Augmented-Reality-Anwendung ersetzen lassen. Basierend auf dieser Vorarbeit wurde die Anwendung im Smart City Lab Basel weiterentwickelt.

In einem ersten Schritt untersuchte die SBB die Praxistauglichkeit von HoloPLANNING: Kann die Anwendung bei einem Arealrundgang genutzt werden? Braucht es eine Schulung, damit Technik-Laien die Lösung nutzen können? Wie muss das bestehende Architekturmodell aufbereitet werden, damit es in HoloPLANNING genutzt werden kann und wie aufwändig ist diese Aufbereitung?

 

Zahlreiche Erkenntnisse und grosse Pläne für die Zukunft.

Die in der Praxisphase gesammelten Erfahrungen beeinflussten die Weiterentwicklung der Anwendung massgeblich: Die Darstellung wurde angepasst, HoloPLANNING aufs Tablet portiert und für die HoloLens 2 optimiert. Marko Bublic, Philippe Marti und Peter Keller ziehen nach zwei Projektjahren denn auch ein positives Fazit: HoloPLANNING hat den Praxistest bestanden, konnte aufgrund der gesammelten Erfahrungen entscheidend verbessert werden und ist damit bereit für die Zukunft. Wie die Zukunft von HoloPLANNING aussieht, liest du im ausführlichen Bericht.

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